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Kreuzstadl - Panorama
Die bislang erfolglose Suche nach den Opfern

Kurz nach Kriegsende ordneten sowohl die sowjetische Besatzungsbehörde als auch das Bezirksgericht Oberwart stichprobenartige Obduktionen der Opfer der zweiten Erschießung beim Schlachthaus in Rechnitz an. Weitere Grabungen fanden erst wieder im Herbst 1969 statt, als der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge unter der Leitung von Horst Littmann nach deutschen Kriegstoten suchte. Während dieser Grabungen erfuhr Littmann von den Massenmorden an den ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern und widmete sich in der Folge auch der Suche nach diesen Opfern. Im März 1970 kam es zur Exhumierung der Opfer beim Schlachthaus. 18 Leichen wurden auf dem Jüdischen Friedhof Graz-Wetzl bestattet.
Die erste Suchgrabung in unmittelbarer Nähe zum Kreuzstadl fand im Frühjahr 1988, die zweite im Oktober 1988 statt, beide jedoch ohne Ergebnis. Neuerliche Suchaktionen vom Verband Deutscher Kriegsgräberfürsorge unter der Leitung von Littmann im Dezember 1990 wurden ergebnislos abgebrochen.
Im Zuge der Dreharbeiten zum Film "Totschweigen" von Eduard Erne und Margarethe Heinrich im Jahr 1990 blieb ein Aufruf des katholischen Dechants Andreas Wurzer, des evangelischen Pfarrers Ulrich Haas und des Oberschulrates und Hauptschuldirektor i.R. Wilhelm Gregorich mit dem Ziel, Hinweise aus der Bevölkerung über die Lage des Grabes zu erhalten, ohne Erfolg. Weitere Grabungen folgten in den Jahren von 1990 bis 1996. Auch der Versuch im Jahr 2001, die Opfer des "Kreuzstadlmassakers" zu finden, scheiterte. Mitte Oktober 2005 erhielt die Suche nach dem Massengrab neue Impulse; das Bundesministerium für Inneres führte in Zusammenarbeit mit dem physiogeographischen Labor der Universität Wien eine Woche lang Erdbohrungen in der Nähe des Kreuzstadls durch. Dabei wurden menschliche Überreste entdeckt. Den Anlass zu der erneuten Suche nach dem Massengrab lieferten laut Ludwig Zwickl (Bundesministerium für Inneres) neue Hinweise, die sich aus der Durchsicht alter Protokolle ergeben hätten. Ob es sich bei den Toten um jene 180 ermordete ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter oder um Überreste von Körperteilen von im Frontgebiet um Rechnitz gefallenen Soldaten (hier verlief die Frontlinie beim Rückzug der Wehrmacht) handelt, müssen genauere Laboruntersuchungen klären. Weitere Bodenuntersuchungen nahmen Mitte Oktober 2006 Robert Peticzka und Karel Kriz vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien unter der Leitung des Innenministeriums vor. Durch ein neu entwickeltes, multimediales Informationssystem in Form einer Datenbank konnten die Forscher das zu untersuchende Gebiet einschränken. Die Ergebnisse der Untersuchungen stehen bis dato noch aus.

Links/Downloads

Film "Totschweigen" von Margareta Heinrich und Eduard Erne, Dokumentation, Erstausstrahlung im ORF (Kunststücke), 21. März 1995, 88,00 Minuten

Eva Schwarzmayer, Christine Teuschler, Die Mühen der Erinnerung. Zeitgeschichtliche Aufklärung gegen den Gedächtnisschwund, Bd. 1, SCHULHEFTE Nr. 105. (pdf - 51kb)

Die Suche nach dem Massengrab: Pressespiegel 1995 - 2006. (pdf - 67kb)

Literatur

Harald Strassl, Wolfgang Vosko, Das Schicksal der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter am Beispiel des Südostwallbaus 1944/45 im Bezirk Oberwart unter besonderer Berücksichtigung der Massenverbrechen bei Rechnitz und Deutsch Schützen, Dipl., Wien 1999, S. 226 f.

Eleonore Lappin, Rechnitz gedenkt der Opfer der NS-Herrschaft, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Jahrbuch 1992, Wien 1992, S. 70.