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Kreuzstadl - Panorama
Die "Evakuierung" der Zwangsarbeiter in den letzten Kriegsmonaten

Der Begriff der so genannten Todesmärsche definiert die letzte Phase der nationalsozialistischen Vernichtungsstrategien und wurde von jenen KZ-Häftlingen geprägt, die im Winter 1944/1945 auf Anordnung von Reichsführer-SS Heinrich Himmler aus den Konzentrationslagern nahe des Frontgebietes "evakuiert" wurden.
Ausgangspunkt der Todesmärsche in den letzten Kriegswochen im Osten Österreichs, die durch das Burgenland, Niederösterreich sowie die Steiermark führten, waren die Lager entlang des so genannten "Südostwalls". Als die sowjetischen Truppen das Grenzgebiet beinahe erreicht hatten, wurden diese Zwangsarbeitslager Ende März 1945 sowohl in Ungarn als auch innerhalb der Reichsgrenze aufgelöst. In mehreren Orten, darunter in St. Margarethen, Rechnitz, Burg, Strem oder Eberau, ließen die Organisatoren der Todesmärsche, in erster Linie die Kreisleitungen, Sammellager einrichten. Von dort wurden die Häftlinge entweder in nordwestlicher Richtung über Gramatneusiedl in Zügen oder in südwestlicher Richtung über Gleisdorf und Graz in verästelten Routen über den Präbichl oder den Phyrnpass zu Fuß nach Mauthausen, Gunskirchen oder in andere bereits überfüllte Nebenlager des KZ Mauthausen "evakuiert". Damit setzte eine neue Welle der Gewalt ein, die vor den Augen der Bevölkerung eskalierte. Tausende Häftlinge starben an Hunger, Kälte, Krankheiten und Erschöpfung. Die Häftlinge wurden in Eilmärschen vorangetrieben, wer mit dem vorgegebenen Marschtempo nicht mithalten konnte, wurde ermordet. Die Hauptakteure der Schreckensszenarien waren Kreis- und Ortsgruppenleiter sowie Angehörige der SA und SS, die, gestützt auf Angehörige des lokalen Volkssturms, der HJ und der Gendarmerie, die Transporte durch die Bezirke schleusten. Sämtliche Wachmannschaften und Transportbegleiter erhielten den Befehl, sowohl Flüchtende als auch Nichtmarschfähige zu erschießen. Diese Verbrechen während der Todesmärsche in der Endphase des Krieges müssen als die letzte Stufe der Vernichtung der ungarischen Jüdinnen und Juden angesehen werden.

Links/Downloads

Institut für Geschichte der Juden in Österreich

Beitrag von Eleonore Lappin "Todesmarsch ungarischer Juden. Die Todesmärsche ungarischer Juden durch Österreich im Frühjahr 1945"

Beitrag von Eleonore Lappin "The Death Marches of Hungarian Jews Through Austria in the Spring 1945"

Foto: von Walter Dall-Asen

Film "Alles Schweigen" Von Opfern, Tätern, anonymen Helden, Dokumentation über Todesmärsche, gestaltet von Zuzanek/Waltensdorfer, 15. November 1993.

Literatur

Benedikt Friedman, "Iwan, hau die Juden!" Die Todesmärsche ungarischer Juden durch Österreich nach Mauthausen im April 1945, aus der Schriftenreihe "Augenzeugen berichten", hrsg. vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich in St. Pölten und "Österreich-Literaturforum" in Wien, Heft 1, St. Pölten 1989.

Heimo Halbrainer, Christian Ehetreiber, Todesmarsch Eisenstraße 1945. Terror, Handlungsspielräume, Erinnerung: Menschliches Handeln unter Zwangsbedingungen. Graz: Clio (Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit) 2005.

Peter Kammerstädter, Der Todesmarsch ungarischer Juden von Mauthausen nach Gunskirchen im April 1945. Eine Materialsammlung nach 25 Jahren, Linz 1971.

Eleonore Lappin, Das Schicksal der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter in Österreich, S. 20, in: Sommerakademie-News, Institut für Geschichte der Juden in Österreich, Heft 6/96, S. 18-21.

Szabolcs Szita, Die Todesmärsche der Budapester Juden im November 1944 nach Hegyeshalom-Nickelsdorf, in: Zeitgeschichte, 22. Jg., Heft 3/4, März/April 1995, S. 124-137.

Szabolcs Szita, Verschleppt, verhungert, vernichtet. Die Deportation von ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944-1945, Wien 1999.

Susanne Uslu-Pauer, "Vernichtungswut und Kadavergehorsam" - Strafrechtliche Verfolgung von Endphaseverbrechen am Beispiel der so genannten Todesmärsche. In: Thomas Albrich/Winfried R. Garscha/Martin F. Polaschek (Hrsg.), Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht. Der Fall Österreich. Innsbruck 2006, S. 279-304.